Vor uns endlich die Burg, das Kastro von Chorio. Von den Gebäuden der dicken Festung ist nichts mehr zu erkennen, aber die monumentalen Grundmauern zeugen von der Anwesenheit der Griechen, die vor zweieinhalb tausend Jahren hier ihre Akropolis auf diesem Berg errichteten und von den Kreuz- rittern, die um 1400 für ihre Festung das Ganze ausbauten. Früher stand hier oben auch die Kirche der Heiligen Jungfrau. Die Deutschen aber benutzten den sakralen Bau im 2. Weltkrieg als Munitionslager und sprengten vor ihrem Abzug das gesamte Gebäude in die Luft. Aber nicht nur beim Verlassen des Dodekanes haben die Deutschen unrühmliche Spuren hinterlassen, sondern auch bei ihrer Ankunft 1942. Nur noch einen kleinen Felsen hinauf geklettert und schon sind wir am Gipfelkreuz angelangt. Uns bleibt der Atem weg, so schön ist die Aussicht. Uns zu Füßen der Haupthafen mit seinen vielen Schiffen, rechter Hand die tief einschneidende Bucht von Pedi, und dazwischen, auf einem Bergkamm, wie Perlen an der Schnur, 13 dicke runde Windmühlenruinen. Hinter uns im Bergsattel ducken sich die Häuser von Chorio und dazwischen lugen überall die Kirchen mit ihren Glockentürmen über den Dächern auf.
Ganz am Horizont winkt uns die Türkei entgegen, ist die türkische Küste doch nur wenige Seemeilen von uns entfernt. Es ist so nah, dass jeden Sommer ein Freundschaftsschwimmen veranstaltet wird. Von beiden Ländern starten gute Schwimmer die von Booten begleitet werden. In der Mitte, auf der Grenze, treffen sich alle zu einem Fest aus Musik und Fröhlichkeit.
Von hier oben können wir auch gut unser Schiff erkennen. Noch andere Segler sind eingetroffen und haben neben uns festgemacht. Mit Röntgenblick zählen wir die Getränke in unserem Kühlschrank auf. Das beflügelt uns zu einem raschen Abstieg. Bevor wir den Schwammverkäufer um einige Exemplare erleichtern und uns zu einem leckeren griechischen Essen aufmachen erholen wir uns noch bei einem kleinen „Sundowner“ im Cockpit. Die Tagestouristen sind fort, es kehrt Ruhe in Symi ein. Die Sonne ist untergegangen und die Sterne und der Mond wetteifern mit den Lichtern der Stadt.
|